Wie kann die Winterpause im Profisport optimal genutzt werden?

Während die Premier League noch im vollen Gange ist, begeben sich die Mehrheit der europäischen Fußballmannschaften in die Winterpause. Diese Phase variiert innerhalb der Ligen und kann von zwei Wochen bis zu zwei Monaten andauern. Die Vorbereitungsphase ermöglicht dem Trainerteam diverse Strategien zu erstellen, und an unterschiedlichen Konditionselementen zu arbeiten, sowie sich aktiv von der anspruchsvollen Meisterschaftsphase zu erholen. Vor allem aus der Sichtweise des Konditionstrainings ergibt sich in der Winterpause die folgende Frage: Was sollten Mannschaften und Spieler während dieser Pause beachten, um maximalen Nutzen daraus zu ziehen?

In der Vergangenheit wurden verschiedene Strategien und Ansätze bezüglich der Winter-Vorbereitung berichtet: Es ist zum Beispiel durchaus üblich, dass professionelle Fußballmannschaften aus Mitteleuropa einen Teil ihrer Vorbereitung in wärmeren Gebieten (Türkei, Spanien, Naher Osten) verbringen. Die besseren Wetterbedingungen und die Möglichkeit das Team rund um die Uhr zur Verfügung zu haben, bietet dem Trainerstab hervorragende Bedingungen die Trainingsbelastung der Spieler zu steuern und zu optimieren.

Der FC Vaduz aus der schweizerischen Super League begibt sich auch dieses Jahr, wie viele andere Profifußballmannschaften, für ein zweiwöchiges Trainingslager nach Belek in die Türkei. Harry Körner, Kraft- und Konditionstrainer des FC Vaduz, liefert aus seinen jahrelangen Erfahrungen folgende Einblicke:

„Die Trainingslager liefern uns vor allem von der physiologischen Seite ideale Voraussetzungen um uns intensiv auf das Team, sowie auch auf einzelne Spielerleistungen zu konzentrieren. Mit Hilfe von Firstbeat trainieren wir regelmäßig unter einer optimalen Steuerung der Herzfrequenz nicht nur die physischen Elemente, sondern auch die erforderlichen spielerischen Komponenten. Basierend auf den Ergebnissen des Trainingseffekts und des Schnellerholungstest (QRT – Quick Recovery Test) von Firstbeat, können wir die physische Belastung, die Auswirkungen der durchgeführten Übungen, und die Trainingsintensität jedes einzelnen Spielers während der intensiven Tage im Trainingslager genau untersuchen. Ein weiterer Vorteil während des Trainingslagers ist, dass wir in der Regel gute Wetterbedingungen und die nötige Zeit haben, um die Trainingsbelastungen und Erholungsaspekte zu überwachen, sowie die erhobenen Daten mit den Spieler und dem Trainingsstab zu besprechen. Aus vorangegangen Erfahrungen wissen wir, dass insbesondere die Spieler in den Trainingslagern Interesse an ihren Leistungs- und Erholungsdaten zeigen. Basierend auf den objektiven Daten, welche wir den Spielern oder dem Team manchmal sofort nach dem Training übermitteln, ist es außerdem großartig zu sehen, wie die Spieler positiv auf das System reagieren und empfohlene Veränderungen bezüglich ihrer Freizeitaktivitäten und ihres Schlafverhaltens ernst nehmen. Die erhobenen Daten aus den Trainingslagern bieten vor allem uns Konditionstrainern eine Garantie, dass unser Team für die zweite Saisonhälfte bestmöglich vorbereitet ist.“

Ein weiteres Beispiel kommt vom ehemaligen Kraft- und Konditionstrainer von Rubin Kazan, Russland, Wolfgang Schriebl:

„Letzten Januar und Februar verbrachten wir fast vier Wochen in Belek. Wir überwachten die Trainingsbelastung und Regeneration der Spieler in fast jeder Trainingseinheit. Im Speziellen konnte vor allem der Regenerationsverlauf der Spieler mittels Messungen in der Nacht, sowie der Regenerationsmessung auf Teamebene unter ausgezeichneten standardisierten Bedingungen im Trainingslager erhoben werden. Wir führten jeden Morgen den QRT von Firstbeat durch und waren somit in der Lage eine hervorragende Baseline für das Team, aber auch für den jeweiligen Spieler zu erstellen. Dies erwies sich als äußerst nützlich für unseren Trainerstab im darauffolgenden Jahr. Die individuellen gesammelten Werte bezüglich der Erholung der Spieler ermöglichten dem Trainerstab essentielle Trainerentscheidungen während der Spielsaison zu treffen und somit sicherzustellen, dass das leistungsfähigste Team auf dem Platz steht.“

Erholungsaspekte als Schwerpunkt:

Viele der Teams, welche Firstbeat Sports zur Überwachung der Erholung innerhalb der kompletten Saison verwenden, wenden die nächtliche Erholungsmessung an. Aus Erfahrung dauert es in der Regel drei Tage um sich von einem Wettkampfspiel zu erholen. Die Fähigkeit sich zu regenerieren, scheint sich mit dem Verlauf der Saison jedoch zu verringern. Dies deutet darauf hin, dass das Level der angehäuften körperlichen Erschöpfung stark zunimmt. Die erhobenen Daten von unseren professionellen Fußballmannschaften weisen indessen darauf hin, dass sich die Fähigkeit zur Erholung innerhalb der Winterpause auf Einzel- und Teamebene verbessert (Abbildung 1).

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Monatlicher Durchschnitt des nächtlichen Erholungsindex einer gesamten Fußballmannschaft, erfasst zwei Tage nach einem Wettkampfsspiel.

Es wurde des Weitern in Untersuchungen bestätigt, dass eine Verkürzung der Winterpause von 6,5 auf 3,5 Wochen zu einer erhöhten Anzahl von Trainingsverletzungen in der Frühjahrssaison führen kann (Aus der Fünten, Faude, Lensch, & Meyer 2014). Die Winterpause stellt mit dieser Erkenntnis daher den idealen Zeitraum zum Kräftetanken der Spieler dar. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass das Training dadurch stark reduziert werden sollte. Vielmehr zeigt es auf das die Kombination aus Abwesenheit vom regulären Spielalltag, d.h. Reisen und Stress durch Spielvorbereitungen, und die vermehrt verbrachte Zeit mit der eigenen Familie, die Erholung des individuellen Spielers effektiv beeinflussen kann. Abbildung 2 liefert eine Übersicht der Erholungswerte eines Profifußballspielers während der Weihnachtswochen. Innerhalb der Grafik kann man deutlich die Abweichungen des individuell skalierten Erholungsindex (d.h. nächtliche Erholungsmessung oder QRT) des Profifußballers erkennen. Erstaunlich ist, dass vor allem die trainingsfreie Zeit und die Weihnachtstage extrem zur Regernation beigetragen haben. Für Trainer und Entscheidungsträger im Verein ist es daher wichtig, dass sie anhand von objektiven Daten in der Lage sind Spieler zu identifizieren, die mit der Regernation vor der Saisonpause Probleme haben. Dadurch kann auch sichergestellt werden, dass die nötigen Maßnahmen getroffen werden, und die Spieler wieder auf den richtigen Weg zurück geführt werden.

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Erholungsindex eines Profi-Fußballspielers vom Dezember 2014.

Autoren: Firstbeats Dr. Christoph Rottensteiner (Key Account Manager) & Veli-Pekka Kurunmäki (Managment Professional Sports)

Referenz: Aus der Fünten K., Faude O., Lensch J., & Meyer T. (2014). Injury characteristics in the German professional male soccer leagues after a shortened winter break. Journal of Athletic Training, 49(6), 786-93. doi: 10.4085/1062-6050-49.3.51.

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